Häufig kommt es vor, dass bei Zementplatten feine Haarrisse entstehen. Meist erkennt man diese beim Putzen, wenn die Risse dann spinnennetzartige Erscheinungsform annehmen und im Licht schimmern. Jene typische Eigenschaft der Zementplatten resultiert aus den gegebenen Materialeigenschaften. Zementgebundene Produkte weisen ein außerordentliches Schwindverhalten auf, welches unter verschiedenen Umweltbedingungen stärker oder schwächer in Erscheinung treten kann. Spannungsrisse stellen keinen Mangel dar und gehören zur Natur der Sache, lassen sich aber gezielt reduzieren.
Wie entstehen jene Spannungsrisse?
Da die Zementplattenoberschicht auf einen Unterbeton gepresst wird, ist diese einen Verbund eingegangen. Die spezifischen Eigenschaften des Unterbetons (u.a. Schwindmaß)variieren von Hersteller zu Hersteller, da jeder Estrich stofflich unterschiedlich zusammengesetzt ist. Wenn die Platten, welche frisch aus der Produktion kommen, z.B. auf einen neuen Heizestrich verlegt werden, arbeiten zwei Estriche gegeneinander. Vorallem in der Austrockungsphase ist diese Schwindproblematik der Unterbetone zu beobachten. Um dieses Spannungsverhältnis zu entschärfen, liegt es u.a. am Fliesenkleber diese Spannung zu kompensieren. Jedoch kann kein Fliesenkleberhersteller die Naturgewalt des Schwindens verhindern. Haarrisse können somit immer auftreten. Auf unseren Reisen in Asien haben wir vorallem in Bangkok und Singapur viele Zementplattenböden entdeckt, welche mit Haarrissen zu kämpfen hatten.
Grundsätzlich ist diese Problematik auch auf die verwandten Zemente in den Produkten zurückzuführen. Wer kann schon sagen, welcher Zement in welcher Menge in einem Produktionsstandort in Marokko verarbeitet wurde. Erst ein Materialgutachten kann Aufschluss geben.
Wie kann ich das Risiko von Spannungsrissen vermeiden?
Bei der Lieferung der Zementplatten müssen die Platten unbedingt ausgepackt und auf der Baustelle mindestens 7-10 Tage aklimatisieren. Somit kann man die Restfeuchte der Platten reduzieren.
Bei Fußbodenheizung gilt besondere Vorsicht beim Aufheizen des Heizestrichs. Wir empfehlen hier ein sehr langsames, schrittweises Aufheizen nach Aufheizprotokoll bis maximal 35°C. Das Aufheizen sollte erst 5-6 Wochen nach der Verlegung stattfinden. Häufige Ursache für Spannungsrisse ist ein zu schnelles oder zu temperaturstarkes Aufheizen.
Die Wahl des Fliesenklebers ist sehr wichtig. Zu empfehlen sind Produkte der Fa. PCI z.B. , da jene die besten Kompensationseigenschaften bezüglich der Spannungsrissbildung haben. Je schlechter der Fliesenkleber, umso höher das Schwindrissrisiko.
Stellen Haarrisse in Zementplatten einen Sachmangel dar?
Dies Aussage ist sehr schwierig zu beurteilen! Technisch ist der Boden weiterhin absolut in Ordnung. Es handelt sich hierbei nur um eine naturgegebene optische Beeinträchtigung, welche vor allem bei einem frisch geputzten Boden in das Auge fällt. Aufgrund der zementären Oberfläche würden wir hier hilfsweise auf die DIN18500 abstellen. Außerhalb jener DIN gibt es keinen uns bekannten Bewertungskorridor für vorgenannte Problematik. Der Verleger sollte in jedem Fall auf die Problematik der Spannungsrisse hinweisen und dies in einem Werk- oder Bauvertrag nach VOB/B schriftlich manifestieren.
Unabhängig von physikalischen Faktoren können die Spannungsrisse auch auf Materialfehler des Herstellers rückzuführen sein. So kann erst ein spezifisches Materialgutachten entgültig Aufschluss über die Ursache geben.